Sie sind hier: Das Akkordeon » Aufbau

Aufbau des Akkordeons

Material

Bisher wurden beim Bau der Instrumente in erster Linie Holz und Celluloid verwendet. Die neuen Modelle bestehen vorwiegend aus Metall, modernen Kunststoffen und hochwertig brennlackierten Kleidungsteilen, die alle weitgehend temperatur- und feuchtigkeitsunabhängig sind. Das gilt besonders für alle funktionswichtigen Teile, die Bewegungen ausführen. Der Balg besteht aus übergezogener Spezialpappe.
Die Stimmstöcke sind aus Holz oder Kunststoff gefertigt. Die Stimmplatten sind aus Aluminium. Die Stimmzungen sind aus hochwertigem Uhrfederstahl. Auf den Stimmplatten sind die Stimmzungenschlitze durch Stimmenleder nach außen bzw. innen abgeschlossen. Heutzutage verwendet man statt dem Stimmenleder Kunststoffventile.

Stimmung

Spricht man bei Akkordeon von "Stimmung", so ist damit die Verbindung bestimmter Stimmzungenreihen gemeint. Ergebnis ist:

  1. Tremolo-Stimmung (Schwebeton-Stimmung)
  2. Oktav-Stimmung
  3. Doppel-Oktav-Stimmung
  4. Mixtur-Stimmung

Um diese "akkordeoneigenen" Begriffe zu verstehen, muss man näher auf die verwendeten Tonreihen eingehen. Das Akkordeon ist auf der Diskantseite grundsätzlich mehrchörig, d.h. jeder Ton wird nicht nur durch eine, sondern durch mehrere Stimmzungen hervorgebracht. Es liegen also zwei bis fünf Tonreihen, auch Chöre genannt, nebeneinander, die innerhalb des Tonumfangs des Instruments chromatisch durchlaufend alle Einzeltöne enthalten

Zentrale Tonreihe ist dabei die sog. Grundreihe, die auf a' = 440 Schwingungen pro Minute "temperiert" eingestimmt ist. Fast allen Akkordeons ist daneben zumindest eine weitere 8-Fuß-Tonreihe dazugegeben worden, die mit wenigem Schwingungsunterschied (3-5 Schwingungen pro Minute) zur Grundreihe gestimmt ist, und im Zusammenklang mit dieser einer sog. "Schwebeton" ergibt, der mit Tremolo "bezeichnet" wird. Ist nur eine Schwebetonreihe vorhanden, handelt es sich um die sog. "Oberschwebung". Bei zwei Tremolo-Reihen neben der Grundreihe spricht man von Ober- und Untertremolo.

Tremolo oder Schwebetonstimmung besitzen demnach alle Akkordeons, die neben der Grundreihe über eine oder zwei Schwebetonreihen verfügen. Man spricht dann von zwei oder drei-chörigen Tremolo-Instrumenten.

Über Oktav-Stimmung verfügt ein Akkordeon, das eine im Abstand einer Oktave nach unten oder oben zur Grundreihe stehende Tonreihe besitzt, was aber nicht ausschließt, dass zusätzlich Schwebetonreihen vorhanden sind.

Ist neben der in erster Linie verwendeten Oktave noch die hohe Oktave vorhanden, so bezeichnet man diese Verbindung als Doppel-Oktav-Stimmung. Auch hier sind eine oder zwei Schwebetonreihen im allgemeinen eingeschlossen.

Schließlich wird heute noch die Mixtur-Stimmung verwendet, bei der gewöhnlich eine Stimmzunge im Abstand einer Duodezime zur Grundreihe geführt wird. Mixtur-Instrumente haben meist keine Schwebetonreihen.

Alle möglichen und heute gebräuchlichen Stimmungen:


    Zwei-chörige Instrumente

  1. Zwei-chörige Tremolo Stimmung (=Grundreihe mit Obertremolo)
  2. Zwei-chörige Oktav Stimmung (=Grundreihe mit tiefer Oktave)


  3. Drei-chörige Instrumente
  4. Drei-chörige Tremolo Stimmung (=Grundreihe mit Ober- und Untertremolo)
  5. Drei-chörige Oktav Stimmung (=Grundreihe mit Obertremolo und tiefer Oktave)


  6. Vier-chörige Instrumente
  7. Vier-chörige Oktav Stimmung (=Grundreihe mit Ober- und Untertremolo und tiefer Oktave)


  8. Fünf-chörige Instrumente
  9. Grundreihe mit Ober- und Untertremolo und tiefer und hoher Oktave


  10. Mixtur Instrumente
  11. Grundreihe mit Obertremolo, tiefe Oktave und Oberoktavquinte
  12. Zwei Grundreihen, tiefe Oktave und Oberoktavquinte
  13. Grundreihe, tiefe und hohe Oktave und Oberoktavquinte

 

 

Die Tonerzeugung beim Akkordeon

Beim Akkordeon wird der Ton durch freischwingende (durchschlagende) Zungen erzeugt. Durch Bewegung des Balgs entsteht Druck- bzw. Saugluft, die - nach Öffnen der betreffenden Klappen durch Tastendruck - durch Tonkanäle (Kanzellen) an die im Stimmstock auf den Stimmplatten aufgenieteten Stimmzungen geführt wird und diese zum schwingen und damit zum tönen bringt.
Dieser Vorgang funktioniert so: Aus ihrer Ruhestellung wird die Stimmzunge durch einen Strom aus verdichteter Luft in den Stimmenschlitz hineingezogen bzw. hineingedrückt, schwingt aber, weil sie sehr elastisch ist, wieder zurück. Durch die Druckunterschiede, die sich über und auch unter der Stimmzunge bilden, gerät diese - unterstütz durch die eigene Federkraft - in Schwingungen, die abwechselnd Verdichtungen und Verdünnungen der Luft erzeugen, und damit den Ton angeben. Voraussetzung dafür aber ist, dass ein Minimum an Frequenz, das man an "Reizschwelle" bezeichnet, erreicht wird.